02.04.2013

Tolkien-Bildervergleich: Atmosphäre


Tolkiens Bild vom Schicksalsberg und dem Turm Barad-Dur, der Architektur gewordenen Verkörperung des Bösen, besticht durch eine fast naive Detailgenauigkeit: Ganz rechts sieht man das Eingangstürchen zu Saurons böser Festung. Die Fenster darüber deuten sogar ein Treppenhaus an.

Weil er den Turm nicht in seiner ganzen Größe zeigt, kann Tolkien es sich leisten jeden Stein zu zeichnen, was wohl den Eindruck der Unbezwingbarkeit betonen sollte. Der Fantasie des Betrachters überlassen bleibt Saurons Auge, das von der Spitze des Turms auf die Welt herabblickt.







Ganz im Gegensatz zu Tolkiens Zeichnung steht die illusionistische Version aus dem Herr der Ringe-Film von Peter Jackson. Auch hier steht der Turm vorne und der Berg im Hintergrund.
























Das Bild ist aber ungleich atmosphärischer. Alles ist dunkel, denn das Böse ist ja bekanntlich immer dunkel! Man sieht auch Saurons Auge und als visuelles Echo die Lava des Schicksalsberges.

Typisch für heutige Illustrationen zu Tolkiens Geschichten ist das Ringen um eine eindrucksvolle Atmosphäre. Tolkien jedoch schien die Stimmung in seinem Bild von Barad-Dur nicht so wichtig gewesen zu sein. Vielleicht kam es ihm auf architektonische Details wie den Mauervorsprung oder das Muster der Steine an, mit denen er einen bestimmten Baustil zeigen wollte. Dass auch er über künstlerische Mittel verfügte um eine dunkle Atmosphäre zu zeigen kann man an einem seiner Bilder zum Hobbit-Roman erkennen.







































Der Held, Bilbo – ganz unten sieht man seinen Hinterkopf – begegnet drei unheimlichen Trollen an deren Lagerfeuer. Tolkiens Bild liegt wenigstens zum Teil eine Vorlage – vielleicht von Harry Clarke oder Aubrey Beardsley – zugrunde, vermute ich jedenfalls. Sollte ich sie finden, werde ich sie posten.

Schön finde ich aber in jedem Fall wie er es in der Zeichnung schafft seinen typischen ornamentbetonenden Ansatz mit einer atmosphärischen Darstellung zu verbinden. Das Lagerfeuer als einzige Lichtquelle bietet sich dafür natürlich an. Peter Jacksons Hobbit-Film nutzt dieselbe Möglichkeit um Atmosphäre zu schaffen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen