18.04.2013

Hugh Lofting und der Reiz der Anti-Illusion

Der Titel zu diesem Post klingt ein wenig wie ein obskurer Science-Fiction-Roman. Eigentlich soll er aber ausdrücken, dass mir die Illustrationen von High Lofting zu seinen Dr. Doolittle-Büchern in letzter Zeit positiv aufgefallen sind, weil in ihnen Fantasie und eine gewisse Naivität, Unschuld oder Unbedarftheit im Umgang mit den künstlerischen Mitteln zu einer ganz eigenartigen Mischung zusammenkommen.

Sehr typisch für Loftings Bilder ist die häufige Darstellung von Profilansichten.






























Selbst wenn Landschaft und Gegenstände die Illusion von Raumtiefe erzeugen, wie der Wohnwagen auf dem Bild unten – die Figuren werden von Lofting trotzdem in der flächig wirkenden Profilansicht gezeigt.






























Bei Lofting gibt es auch irritierende Perspektiven. Man sieht das Bild unten und ahnt, dass etwas nicht stimmt. Die Zentralperspektive ist nicht ganz korrekt ausgeführt, aber das ist es nicht, was einen irritiert. Es sind die Häuser auf er rechten Platzseite, die viel größer sein müssten im Vergleich zu dem Haus links. Rechts scheint die Welt kleiner zu sein als links.


Bei mir erzeugen solche Irritationen ein Gefühl von Geheimnis und Rätsel. Diese Welt ist merkwürdig. Nicht so, wie meine Welt. Lofting trägt zu diesem Eindruck bei, indem er seine Bilder sehr flächig und symbolhaft anlegt. Und erstaunlich dunkel, fast surrealistisch.






























Manche Bilder enthalten sogar klassische Motive aus Horrorgeschichten. Ich kenne nur eins der Bücher, vermute aber, dass die Bilder eigentlich einen viel zu düsteren Eindruck von der Geschichte vermitteln.































Typisch ist für Loftings Art der flächigen Illustration auch die Verwendung von Schattenrissen. Ein Schattenriss birgt ja von Natur aus ein Geheimnis in sich, weil er seine Binnenformen nicht offenbart.





























Seltsam und rätselhaft an diesen Vorsatzpapieren sind auch die Farben, was aber auch mit der Beschränkung auf zwei oder drei Druckfarben zu tun haben kann.































Zu den merkwürdigen und eigenwilligen Farben passt auch der seltsame Freundeskreis von Dr. Doolittle, der ja im Wesentlichen aus Tieren besteht. Lofting, der die erste  Dr. Doolittele-Geschichte angeblich in den Schützengräben des ersten Weltkriegs geschrieben hat, hatte wohl nicht sehr viel Vertrauen in die Menschheit. Man beachte hier wieder die vielen Profile, die dem Bild eine merkwürdige Starrheit und Überzeitlichkeit geben. 































Auch die Bildkompositionen sind ungewöhnlich. Was soll die große Wolke in diesem Bild? Was tragen die Vögel? Was treibt sie so zur Eile?






























Und selbst die poetischen, ruhigen Zeichnungen tragen noch surrealistische Geheimnisse in sich, obwohl gar nicht so viel darauf zu sehen ist.































Loftings Zeichnungen sind ganz anders als man sich Illustrationen für Abenteuerbücher vorstellt – wie zum Beispiel diese zu Coopers Lederstrumpf-Geschichte, die aus derselben Zeit stammen.



















Bei Lofting fehlt das Illusionistische, dafür kann man die Bilder aber auch nicht so schnell abnicken. Für mich sind sie sehr rätselhaft und sie scheinen mehr zu zeigen, als auf ihnen zu sehen ist. Das ist eine Qualität, die mir an Loftings anti-illusionistischen Illustrationen sehr gut gefällt.































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