09.08.2013

Das wandernde Haus 3














Vor einiger Zeit hatte ich einem Post über das wandernde Haus der Hexe Baba Jaga geschrieben, das in russischen und osteuropäischen Märchen beschrieben wird. Interessant finde ich an dem Motiv des sich bewegenden Hauses die Frage, in welcher Beziehung derjenige, dessen Willen das Haus lenkt und das Haus selbst zueinander stehen.

Dabei scheint es zwei grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten zu geben.

























1.
Das Haus ist kein Lebewesen und wird von seinem Besitzer gelenkt. In dem Fall ist es eine Art Wohnmobil. Das ist zum Beispiel in dem Film Das wandelnde Schloss der Fall. Ein Feuerdämon ist hier gleichzeitig Kraftquelle und Lenker des Schlosses. Sobald er das Gebäude verlässt stürzt es zusammen.























Ein anderes Beispiel für diese Variante ist das wandelnde Haus, das seine Bewegung nicht durch Zauberei oder durch einen Motor erhält, sondern durch eine Lebewesen, dass selbst aber nicht Teil des Hauses, sondern nur eine Art vergrößertes Reittier ist – wie zum Beispiel in dem Comic Land ohne Sterne von Pierre Christin und J.-P. Mezière.























2.
In der zweiten, davon grundsätzlich verschiedenen Variante sind das Haus und sein Bewohner zwei Teile derselben Kreatur. Das Urbild dafür ist die Schnecke und ihr Schneckenhaus. Sie sind untrennbar verbunden - ein Mischwesen.































Diese Variante kommt in Märchen und Geschichten seltener vor. Denn wenn der Besitzer eines wandelnden Hauses immer an sein Haus gebunden ist, fallen wohl zu viele erzählerische Möglichkeiten fort. Das Haus ist gerade im Fall der Schnecke zwar ein Schutz, aber eben auch eine Last, die der Schnecke Bewegungsspielraum nimmt und damit verschiedene Erzähl-Möglichkeiten ausschließt.























Besonders deutlich wird das an seinem Gegenteil. In der Geschichte des Films Turbo erhält eine Schnecke durch einen Unfall die Fähigkeit, sich besonders schnell fortzubewegen. Weil sie die Last ihres Hauses überwindet, erhält die Story hier die erzählerischen Möglichkeiten, die sie braucht. Aber das Haus der Schnecke verliert dadurch auch den Charakter einer bewohnbaren Behausung.

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