01.03.2011
Fiktive Karten: Carroll und Brontë
Heute möchte ich zwei weitere Karten zeigen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Beide stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Die erste (links) erschien in Lewis Carrolls Buch The Hunting Of The Snark / Die Jagd nach dem Schnatz. Die Karte zeigt ein Stück leeres Meer und soll einer Jagdgesellschaft helfen, ein rätselhaftes Wesen, den Snark, zu fangen. Die Jagdgesellschaft besteht aus neun Personen, deren Berufsbezeichnungen im Englischen alle mit einem "B" beginnen und einem Bieber. 1876 wurde die Nonsense-Ballade vom Snark veröffentlicht. Ich mag die Karte. Sie erinnert mich an die radikale Ungegenständlichkeit des abstrakten Expressionismus. Die totale Verweigerung, elementar, ohne Schnörkel und Anekdötchen zeigt sie das Wesentliche des Meeres und damit gleichzeitig gar nichts. Auf so eine Idee muss man erst mal kommen.
In starkem Kontrast dazu steht die unten abgebildete sehr detaillierte Karte, gezeichnet von Branwell Brontë, dem Bruder der Brontë-Schwestern. Als Kinder erfanden die vier Geschwister Helden, Heldinnen, Schlachten, Städte, Landschaften, zwei ganze Welten, die sie Angria und Gondal nannten und deren Geschichten sie mit einer Minischrift in 100 sehr kleine Büchlein ( 5x7 cm) schrieben. Ein außergewöhnliches Jugendwerk, das in Deutschland aber bei Lesern keine besondere Beachtung findet. Branwell Brontë und seine Schwester Charlotte erfanden die Welt Angria mit der Hauptstadt Glasstown. Emily und Anne schufen parallel dazu das Reich Gondal. 1830/31 zeichnete Branwell die unten abgebildete Karte von Angria. Sie zeigt Terretorien und Ländereien, Küsten, Berge, Flüsse, Buchten und Inseln, ein Reich voller Möglichkeiten für die Fantasie von vier Geschwistern, die sich nach einer wundervollen Welt sehnen, in der strahlende Heldinnen und Helden wahrhaft Bedeutendes erleben.
Quellen:
Die Karte des Bellman
Angria
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Also, ich saß am Computer vor der ersten Karte und habe mich gefreut!! Einfach so
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